Cochenille – das leuchtende Rot aus Südamerika

Zum Färben von Wolle, Leder und Seide war der Farbstoff bereits bei den Ägyptern, Griechen und Römern unter dem Namen Scharlachrot bekannt. Die Grundlage des organischen roten Farbstoffs ist Karminsäure. Diese wird seit Jahrhunderten, in Südamerika sogar seit Jahrtausenden, aus der weiblichen Cochenilleschildlaus, einer Insektenart, hergestellt. Die 6 bis 7 mm großen Tierchen leben auf einer Feigen-Kakteenart in Mexiko, Chile oder den Kanaren. Bei AURO kommt das Cochenille aus Chile.

Die Gewinnung des roten Farbstoffs

Dank ihrer hohen Konzentration an im Körper gespeicherter Karminsäure  erscheinen die Cochenilleschildläuse dunkelpurpur. Der Körper ist von weißem, mehligem Wachs bedeckt. Die Opuntia ficus-indica, aber auch andere Kakteen-Arten der Pflanzengattung Opuntien sind bevorzugte Futterpflanzen der kleinen Läuse, die in Kolonien lebt.  Arbeitsaufwendig werden sie von den Opuntien abgebürstet und anschließend getrocknet. Zur Gewinnung der Farbe werden die Läuse gekocht, der Farbstoff anschließend gefällt und getrocknet. Für ein Kilogramm sind über 100.000 Schildläuse nötig.

AURO benutzt Cochenille, um die classic edition Wandlasur-Pflanzenfarbe Cochenille-Rot um einen leicht blaustichigen Rot-Ton zu ergänzen. Auch in den beliebten AURO-Natur-Ostereierfarben steckt dieser Farbstoff.

Kakteen-Art Opuntie

Der rote Farbstoff wurde früher schon zum Färben von Stoffen und Schminken sowie für Malfarben eingesetzt. In Europa hatten rot gefärbte Textilien im 16. Jahrhundert einen hoch geschätzten Wert. Das lag daran, dass es noch schwierig war, Textilien dauerhaft intensiv rot zu färben. Die in Mitteleuropa vorkommende Kermeslaus lieferte zwar auch die Ausgangsstoffe um Textilien zu färben, jedoch war die Cochenillelaus  deutlich ergiebiger und einfacher im Färbeprozess. Somit setzte sie sich sehr schnell als Färbemittel durch. Der rote bis violette Farbstoff, auch Karmin genannt kommt in Lippenstiften vor und wird auch als Lebensmittelfarbe für einen sehr bekannten Likör eingesetzt. Weitere Nutzungen zur Einfärbung von Lebensmitteln sind z. B. in Käse, Obstkonserven, Süßwaren und Wurst.

Aus Südamerika wurden ab Mitte der 1530er zigtausende von Tonnen  Cochenilleschildläuse nach Europa verschifft. Ab 1824 wurden sie auch auf den Kanarischen Inseln kultiviert. Dort ist die Schildlaus auf ihrer Wirtspflanze, einer Feigen-Kakteenart (Opuntie) bis heute verwildert anzutreffen.

Bevor die Cochenille nach Europa gelangte, sammelten die Europäer ihre eigenen Läuse. Namentlich die Polnische Cochenille, damals Polnischer Kermes genannt, wurde in großem Stil gewonnen - von Mecklenburg bis in die Ukraine. Es handelte sich um eine etwas kleinere Läuseart, die am liebsten an einem Kraut namens "Ausdauernder Knäuel" saugt. Im Rahmen des Entwicklungszyklus verwandeln sich die Läuse an den Wurzeln in dunkelrote Knöllchen. Die Pflanzen wurden mit einer Kelle angehoben und die Läuse aus dem Wurzelwerk gepflückt. Mit dem Aufkommen der amerikanischen Cochenille verschwand bei uns die Praxis des Läuseangrabens. Auf den Flächen weiden jetzt Rinder. Damit verschwanden auch die Insekten von der Bildfläche, sie zählen heute zu den bedrohten Tierarten.

Kateenanbau und Gewinnung der Cochenillelaus in Südamerika

Verkochung von Cochenille bei AURO

Anwendung der Wandlasur-Pflanzenfarbe Cochenille-Rot